Das 2. Staatsexamen im Medizinstudium – mein Erfahrungsbericht zum M2

Endlich ist er fertig, der wahrscheinlich am häufigsten angefragte Artikel der letzten Jahre. Ich bin ehrlich: Mich nochmal mit dem Thema auseinanderzusetzen war nicht unbedingt erfreulich, aber dennoch kann ich verstehen, warum Ihr Euch meine Sicht auf das 2. Staatsexamen gewünscht habt. Also: Here we go!

Vorweg ein kleiner Disclaimer: Ich schreibe diesen Beitrag lediglich als Orientierungshilfe. Jeder lernt anders, hat andere Stärken und Schwächen, und ich möchte nicht, dass sich jemand unter Druck gesetzt fühlt, weil er oder sie früher oder später als ich angefangen hat zu lernen. Und ganz ehrlich: selbst wenn man man mehr oder weniger Zeit in die Vorbereitung investiert schreibt man am Ende wahrscheinlich die gleiche Note. Setzt Euch da nicht zu sehr unter Druck! Ich beziehe mich außerdem bei allem auf meine Examensvorbereitung für das M2 im Herbst 2021, falls es seitdem Änderungen gegeben haben sollte. Und: Mein 10. Semester war ein Hybrid-Semester. Ich hatte Vorlesungen und Seminare online, den Unterricht am Krankenbett teilweise in Präsenz, die Klausuren alle online. Daraus hat es sich für mich auch ergeben, dass ich etwas schneller war als im ursprünglichen Lernplan eingeplant, da ich einfach am Tag mehr Zeit hatte, als es bei einem normalen Präsenzsemester der Fall gewesen wäre.

Was ist eigentlich das M2?

Als M2 bezeichnet man den 2. Abschnitt der ärztlichen Prüfung, kurz: Das 2. Staatsexamen. Dieses darf man absolvieren, sobald man die drei Jahre Klinik an der Uni erfolgreich hinter sich bringen konnte, regelhaft also nach dem 10. Semester. Das M2 ist eine rein schriftliche Prüfung, die man an drei aufeinanderfolgenden Tagen absolviert. Jeder Tag dauert fünf Stunden, und es gibt keine feste Fragenanzahl pro Fach, wie man es aus dem Physikum kennt, sodass die Prüfungen von Jahr zu Jahr durchaus unterschiedliche Schwerpunkte haben können. Bei uns war es zum Beispiel so, dass Rheumatologie, Neurologie, Humangenetik und Infektiologie ziemlich viel geprüft wurden, es aber zu Augenheilkunde, Dermatologie und HNO kaum Fragen gab. Die Rahmenbedingungen und Termine für das Bundesland Sachsen findet Ihr hier Landesprüfungsamt für akademische Heilberufe Sachsen. Achtung Deadline: Bis zum 10. Juni muss Euer Antrag eingegangen sein!

Vor einem guten Jahr habe ich angefangen, mich auf das Staatsexamen vorzubereiten, daher sollte der Artikel für die meisten denke ich auch noch rechtzeitig kommen, die im Herbst ’22 vorhaben, das M2 zu schreiben. Ich konnte mich vorher einfach nicht durchringen, diesen Beitrag zu schreiben, da ich die ganze Zeit erstmal selbst verarbeiten wollte. Dazu kam noch, dass das letzte Jahr für mich einfach unglaublich viele Veränderungen bereit hielt, mit denen ich auch erstmal selbst klarkommen wollte. Erst der 100-Tage-Lernplan, das Examen, zum ersten Mal eine Fernbeziehung, der Start ins praktische Jahr, der Abschied aus Leipzig und von meinen Freunden, der Neustart in der neuen Umgebung, das 2. PJ-Tertial, das für mich quasi der Start ins Berufsleben war. Uff. Und jetzt? Ist schon die Anmeldung zum 3. Staatsexamen unterwegs nach Dresden und ich starte bald ins letzte Tertial. Die Zeit ist echt ultra schnell vergangen, und wir spulen jetzt mal ein ganzes Jahr zurück, und zwar in den Monat Mai 2021.

Der Lernplan

Ich war, und bin es definitiv immer noch, ein großer Fan von Lernplänen und Planung im Allgemeinen. Traditionell lernt fast jeder mit dem 100-Tage-Lernplan von Amboss, und ich habe mich nicht getraut, da irgendwelche Experimente zu machen. Alternativ bietet Via Medici sicherlich auch einen guten Lernplan an, es gibt auch Endspurtskripte für die Klinik und Meditricks hat auch einen eigenen Lernplan – da muss man glaube ich selber einfach mal schauen, was einem am Besten liegt. Ich kann Euch jetzt nur von meinen Erfahrungen mit Amboss berichten.

Der Lernplan ist theoretisch fertig und steht Euch zur Verfügung, wenn Ihr eine Amboss-Lizenz habt. Wenn Ihr den Plan ohne Pausentage durchzieht, braucht man tatsächlich nur 100 Tage, davon 85 mit Stoff und 15 zum Wiederholen, Kreuzen und für die Generalproben. Ich habe den Plan in der Reihenfolge etwas modifiziert, und eine Menge Puffertage eingebaut, was ich auch genau so weiterempfehlen würde. Der Originalplan startet mit 22 Tagen Innere Medizin, Ihr könnt die Reihenfolge allerdings wie Ihr wollt vertauschen, da man z.B. an Tag 1 Kardiologie ließt, sich die Fragen dazu aber über alle Teilgebiete der Inneren Medizin verteilen. Ihr könnt also auch getrost mit Tag 22 starten, ich würde aber empfehlen, immer das Lernpaket zu kreuzen, was zu dem Tag gehört, den Ihr auch gelesen habt. Die Reihenfolge der Fächer könnt Ihr auch beliebig wählen.

Dazu ein paar Tipps:

  • Ich habe mit Pharma angefangen, und Pharma dann nochmal am Ende wiederholt. Warum? Weil Medikamente für alle anderen Themen relevant sind und ich es gut fand, sich für den Anfang nochmal alles ins Gedächtnis zu rufen. Weil die Pharma-Tage dann aber schon im Mai dran waren, habe ich die im September nochmal kurz wiederholt.
  • Rein rechnerisch geht der Plan (mit eingeplanten Puffertagen) nicht auf, wenn man erst starten will, sobald das 10. Semester geschafft ist. Ich habe also geschaut, wann ich noch welche Klausuren zu schreiben habe, und z.B. die HNO-Tage dann recht knapp vor die HNO-Klausur gelegt – zwei Fliegen mit einer Klappe und so.
  • Plant unbedingt Puffertage ein! Ich hatte einige festgesetzte Puffertage: Die Hochzeit einer Freundin, mein Geburtstag (3 Tage vor dem Examen, juhu), den Montag vor den Prüfungen, und alle Sonntage. Außerdem habe ich noch ein paar Tage vor unseren Semesterklausuren frei geplant (je schwieriger die Klausur, desto mehr Tage frei, das schwankte zwischen einem und fünf Tage). Zu viele Puffertage kann man eh nie haben – ist man doch früher fertig mit irgendwas, kann man immer noch einen Lerntag auf zwei Tage verteilen oder einfach mal einen Tag Pause machen.

Achtung: Die Art der Fragestellung hat sich über die Jahre verändert. Man kreuzt am 1. Tag des Lerntags relativ alte Examensfragen und arbeitet sich dann zu den neuen Fragen vor. Früher gab es sehr große Fälle, zu denen 15 Fragen gestellt wurden. Das heißt: Wenn da Polymyalgia rheumatica dran war, musstet Ihr 15 Fragen zu dem Thema beantworten. Blöd, wenn einem gerade das nicht liegt. Diese großen Fälle gibt es aktuell nicht mehr (jedenfalls war es bis zu meinem Examen so). Stattdessen bestehen ca. 2/3 der Fragen aus kürzeren Fällen mit je 3-5 Fragen, und ca. 1/3 sind Einzelfragen. Dafür kriegt Ihr aber spätestens dann ein Gefühl, wenn Ihr die aktuelleren Fragen kreuzt. Lasst Euch also nicht unterkriegen, falls Euch diese großen Fälle mit den 15 Fragen nicht so gut liegen – die gibt’s (falls nicht jemand auf die Idee kommt, die wieder einzuführen) nicht mehr!

Als kleine Inspiration habe ich Euch mal einen Teil meines Lernplans abfotografiert, damit Ihr einen Einblick habt, wie ich das so strukturiert habe. Die Farbcodierung zeigt an, wie gut ich gekreuzt habe (immer eine Farbe für 60-69%, 70-79% etc.), damit ich am Ende direkt gesehen habe, wo noch Wiederholungsbedarf bestand. Mintgrün ist alles, was ich erledigt habe – mich motiviert es nämlich immer, Dinge abzuhaken, oder in diesem Fall „anzumarkern“, wenn ich sie geschafft habe. Hier seht Ihr auch, dass ich meine Reihenfolge verändert habe, da ich an meinem 12. Lerntag zum Beispiel Tag 7 des „offiziellen“ Lernplans bearbeitet habe. Grau hinterlegt sind die Puffertage, bzw. die Tage zur Klausurvorbereitung.

Lernplan 2. Staatsexamen
Legende: Datum – Wochentag – mein individueller Lerntag – Fach – Lerntag-Nummer von Amboss – gekreuzt – Wiederholt?

Die letzten 15 Tage: Am Ende des Lernplan sieht Amboss nur noch Kreuzen vor. Ich kreuze tatsächlich echt super schnell (maximal eine bis anderthalb Stunden in der Vorbereitung für einen Examenstag, also für 118 Fragen), sodass ich da noch mega viel Zeit zum Wiederholen von Themen hatte. Wenn Ihr von Euch selber wisst, dass Ihr zum Kreuzen die angesetzten 5 Stunden braucht würde ich ggf. auch hintenraus noch mal ein paar Puffertage einplanen, einfach, falls man krank wird, oder mal nicht ganz fertig, einen Durchhänger hat etc. Ich war letztendlich (weil ich aus Panik echt mega früh angefangen hatte), schon Ende August mit den 85 Tagen Stoff durch und konnte daher im September nochmal mega viel wiederholen. Dabei habe ich mich vor allem auf Themen konzentriert, die ich in der Vorbereitung schlecht gekreuzt hatte UND die oft abgefragt werden, und die vorgezogen, die am längsten her waren. Meine schlechtesten Ergebnisse beim Kreuzen hatte ich zum Beispiel in Augenheilkunde und Pathologie, beides habe ich aber nicht mehr wiederholt, weil meist sowieso nur 2-3 Fragen dazu drankommen (oder wie bei uns zu Augenheilkunde gar keine). Stattdessen habe ich mich auf Rheumatologie und Nephro konzentriert, was die internistischen Fächer angeht, und nochmal viel Zeit in Neurologie, Pharma und Arbeits- und Umweltmedizin investiert. Letzteres vor allem deswegen, weil die Fragen meist sehr einfach sind und man die echt gut beantworten kann, wenn das gut gelernt hat. Dahingegen kann man manche Fragen aus anderen Fächern selbst dann nicht beantworten, wenn man den ganzen Amboss-Artikel auswendig kann. Dafür, was man am Ende nochmal wiederholen sollte, kriegt man aber während des Lernplans ein ganz gutes Gefühl, finde ich. Und da jeder seine individuellen Stärken und Schwächen hat, würde ich da vor allem auf Euch selbst schauen.

Ich würde Euch wirklich empfehlen, den Lernplan von Amboss als Grundgerüst zu nehmen, und dann an Eure individuellen Bedürfnisse, Termine, Stärken und Schwächen anzupassen!

Auf Nachfrage nochmal ein paar Worte zum Thema Lernen an sich: Ich habe mir beim Durcharbeiten des Lernplans nicht extra etwas aufgeschrieben. Selbst wenn ich gewollt hätte – dafür fehlt einfach die Zeit. Man ist schon recht lange mit Lesen beschäftigt, dann noch das Kreuzen, und Zusammenfassungen zu schreiben dauert da (meiner Meinung nach) viiiiiel zu lange. Was ich aber gemacht habe: Ich hab mir eine Tabelle erstellt mit den wichtigsten Erregern und passenden Antibiotika. Über die Jahre gibt es definitiv eine Häufung der Antibiotika und Erreger, die besonders oft abgefragt werden, und da kommt man ums richtige Auswendiglernen nicht drum rum. Bei Antikörpern und ein paar Neuro-Sachen hatte ich das auch so gemacht. Beim Wiederholen im September habe ich mir dann außerdem zu den allerwichtigsten Themen, die mir so gar nicht lagen, kleine Karteikarten erstellt. Also, wirklich kleine (kleiner als A6), und da kamen nur die wichtigsten, am meisten abgefragten Fakten drauf. Fand ich zum Wiederholen ganz hilfreich, weil man durch das Schreiben auch mal ne Abwechslung zum reinen Lesen hatte, und ich, wenn ich irgendwas Nachschauen wollte – nicht den ganzen Amboss-Artikel durchschauen musste, sondern schnell auf die passende Karte schauen konnte. Anki habe ich übrigens nie benutzt, und kann daher dazu überhaupt nichts sagen.

Mein Geheimtipp: Meditricks

Kurzer Disclaimer: Ich hatte mit Meditricks bereits 2 Kooperationen, weil ich nach wie vor total davon überzeugt bin; dieser Beitrag ist aber nicht bezahlt, und ich habe derzeit auch keinen aktiven Zugang mehr. Insbesondere für Rheumatologie, Nephrologie, Hämatologie, Medikamente generell und insb. Antibiotika, sowie für die weniger eingänglichen Krankheiten der Neurologie (Muskeldystrophien, Myotonien, und die anderen Sachen die alle quasi gleich heißen) fand ich die Videos von Meditricks so, so gut. Ich kann manche Kleinstfakten bis heute noch, weil die Bilder immer noch vor Augen habe. Das Antibiotika-Buch zum Beispiel habe ich mittlerweile (seit dem 6. Semester) fast vier Mal komplett durchgelernt, und Antibiotika sitzen bei mir echt immer noch erstaunlich gut. Während des Lernplans habe ich leider ein wenig verpeilt, zu wie vielen Themen es Videos gibt, und mich dann beim Wiederholen sehr darauf konzentriert. Noch besser wäre es gewesen, die Videos direkt zum passenden Amboss-Kapitel zu schauen. Aber: Nur bei Themen, wo Ihr Euch unsicher seid, sonst kostet das am Ende glaube ich zu viel Zeit. Auch hier gilt wieder: Ihr kennt Euch am Besten! Hört da auf Euer Bauchgefühl. Am Ende des Lernplans kann man sich dann die Bilder, die während den Videos entstehen, nochmal zur Wiederholung anschauen, was natürlich viel schneller geht, als wenn man jedes Mal das gesamte Video schauen muss, weil man es noch nicht kennt. Meditricks bietet auch einen Modus zum reinen Fakten-Wiederholen anhand der Bilder an. Wenn ich mit der Vorbereitung zum 3. Staatsexamen starte, werde ich meinen Account auf jeden Fall wieder reaktivieren.

Falls Ihr Meditricks noch gar nicht kennt und einen Eindruck gewinnen wollt, wie sich das Lernen mit den Symbolbildern gestaltet, auf YouTube gibt’s ein paar frei verfügbare Videos!

Generalprobe

Drei Examina werden während der Übungssessions ausgespart, sodass am Ende noch drei gänzlich unbekannte Prüfungen auf Euch warten. Ich habe diese wirklich als Generalproben genutzt, den Modus bei Amboss auf „Prüfung“ gestellt (wo man nicht direkt sieht, ob die eigene Antwort richtig ist), versucht, eine ruhige Prüfungssituation zu schaffen, und zwischendurch nichts anderes gemacht. Hier merkt man glaube ich nochmal ganz gut, an welchen Themen man nochmal arbeiten könnte und vor allem wie man zeitlich durchkommt. Ich würde die Probeexamen nicht (wie vorgegeben) direkt an den letzten neun Tagen vor der Prüfung machen, sondern mir wenigstens eine Woche Puffer dazwischen einplanen. Dann hat man zum mindest nochmal die Chance, die Themen oder Fächer, wo man schlechter abgeschnitten hat als sonst, zu wiederholen. Meistens kreuzt man ähnliche Ergebnisse (+/- 1-2%) in den drei Probeprüfungen, und auch meine letztendliche Examensnote befand sich in dem Rahmen. Die Generalprobe bietet also eine ganz gute Richtlinie dafür, wo man gerade steht. Ich kenne aber auch viele, die im Examen total anders abgeschnitten haben als beim Üben, lasst Euch also nicht aus der Ruhe bringen, falls Ihr mit eurem Probe-Ergebnis nicht zufrieden seid. Entschieden wird erst beim Examen, und eine „echte“ Prüfungssituation ist trotzdem nochmal was anderes, als wenn man zu Hause am Schreibtisch kreuzt.

Die Prüfungstage

Die schriftlichen Prüfungen finden an drei aufeinanderfolgenden Tagen statt, in der Regel Dienstag bis Donnerstag. Ihr habt jeden Tag fünf Stunden Zeit, um die 106/107 Fragen pro Tag zu beantworten. Obwohl ich ja in der Vorbereitung meist nur eine bis maximal anderthalb Stunden zur Bearbeitung eines Prüfungstages in der Generalprobe gebraucht habe, habe ich die fünf Stunden während der Prüfung an allen Tagen ausgenutzt, lediglich am dritten Prüfungstag war ich eine halbe Stunde früher komplett fertig. Während der Prüfung bin ich folgendermaßen vorgegangen:

  • Bearbeitung von 60 Fragen (direkt mit Übertragung auf den Antwortbogen)
  • kurze Pause (10 min)
  • Bearbeitung der restlichen 47 Fragen (direkt mit Übertragung auf den Antwortbogen)
  • kurze Pause (20 min)
  • Erneutes Durcharbeiten der 107 Fragen
  • kurze Pause (10 min)
  • Abgleichen meiner gewählten Antworten mit den angekreuzten Antworten auf dem Antwortbogen
  • kurze Pause (10 min)
  • Und: nochmal Abgleichen meiner gewählten Antworten mit den angekreuzten Antworten auf dem Antwortbogen

Ich hab das Examen quasi zweimal bearbeitet und dann auch zweimal verglichen, ob ich alles richtig übertragen habe. Das war zeitlich aber nur möglich, weil ich wirklich sehr schnell lese und kreuze! So kenne ich das von mir seit dem 1. Semester, und um mich selbst zu beruhigen (und weil ich genug Zeit hatte), bin ich alles zweimal durchgegangen. Ich brauche auch nicht viele Pausen, und arbeite lieber durch. Falls Ihr lieber zwischendurch mal Pause macht, empfiehlt es sich, schon vorher zu überlegen, wie viele Fragen Ihr am Stück schafft, und Euch direkt zu Beginn die Pausen ins Heft reinzuschreiben (z.B. immer nach 20 oder 40 Fragen). Da sind die Generalproben glaube ich eine gute Orientierung und helfen herauszufinden, wie viele Pausen man so braucht.

Packliste: Personalausweis, Einladung, (Impfnachweis/Test), eigener Bleistift (und so viele Ersatzstifte, wie Ihr für’s Gewissen braucht), Radiergummi, Spitzer, Getränke (ich hatte Mio Mate dabei), Snacks (bei mir war das ein Apfel, ein Müsliriegel und pro Tag eine Tafel Schokolade, hatte sich beim Physikum bewährt), Traubenzucker (erst am Ende nehmen, nach dem Energiekick folgt nämlich das Tief). [Ich weiß natürlich nicht, was in anderen Bundesländern benötigt wird, in Sachsen müssen wir auf jeden Fall eigene Bleistifte mitbringen.]

Was Ihr wissen solltet: Seit einigen Jahren wurde das Niveau des 2. Staatsexamens deutlich angehoben. Es schafft quasi niemand mehr die Note 1, und auch eine 2 zu schaffen ist – wenn man den 100-Tage-Lernplan genutzt hat – nur mit extrem viel Glück machbar. Der Großteil verteilt sich auf die Noten 3 und 4, und man darf das nicht allzu „persönlich“ nehmen. Es gibt einfach sehr viele Fragen, die man nicht beantworten kann, wenn man „nur“ den Amboss-Lernplan durchgearbeitet hat. Aber: mit dem Lernplan besteht man das Examen in aller Regel mit genug Puffer, und Bestehen sollte in dem Fall das höchste Ziel sein, nicht irgendeine Note. Auch, wenn das für’s Ego nicht ganz so schön ist.

Wir durften unsere Hefte erst am dritten Tag mit nach Hause nehmen, sodass man auch erst dann seine Ergebnisse abgleichen kann. In anderen Bundesländern darf man die Hefte allerdings direkt mitnehmen, das ist ganz unterschiedlich, und zeigt sich spätestens am Ende des ersten Prüfungstages. Spätestens am dritten Tag könnt Ihr Eure Ergebnisse dann abgleichen, z.B. mit dem MediLearn-Examensservice. Aber: Obwohl der jahrelang gut funktioniert hat, gab es in meinem Jahrgang deutliche Diskrepanzen zwischen dem, was der Examensservice prognostiziert hat und dem tatsächlichen Ergebnis (bei mir z.B. über 20 Punkte Unterschied, bei Freundinnen teilweise über 30), verlasst Euch also nicht zu sehr darauf! Ist sicherlich ein guter Anhaltspunkt, ich war aber natürlich relativ enttäuscht, dass mein richtiges Ergebnis am Ende so viel schlechter war, als der Examensservice vorausgesagt hat (mit einer 99% Wahrscheinlichkeit für eine bestimmte Note, die ich am Ende nicht hatte, just sayin‘).

Ganz ehrlich: Mich hat das Examen an meine Grenzen gebracht. Nicht lerntechnisch, das war alles machbar, aber der Druck war zum Ende hin einfach enorm. Das Physikum fand ich damals auch sehr anstrengend, hatte auch totale Angst durchzufallen – aber das war ein Sprint. Ich hab damals Anfang Juli angefangen zu Lernen, und am 31.08. war meine mündliche Prüfung, ich habe also in Summe acht Wochen gelernt. Beim zweiten Staatsexamen waren es ziemlich genau fünf Monate, die ich in die Vorbereitung gesteckt habe, zwei davon während das zehnte Semester noch lief – das war ein Marathon. Durchzuhalten und dabei nicht die Nerven zu verlieren ist die größte Challenge des M2, und vor allem in den letzten Wochen im September bin ich echt an meine Grenzen gekommen.  Daher bin ich auch Anfang September mit meinem Freund nochmal an die Ostsee gefahren, um den Kopf frei zu kriegen für den Endspurt, und das war auch genau die richtige Entscheidung. Zeitlich ging das total klar, weil ich ja echt zeitig mit dem Stoff durch war, und ohne die freien Tage wäre ich im September wahrscheinlich durchgedreht. Plant Euch Pausen ein, wenigstens einen freien Tag pro Woche (ohne schlechtes Gewissen!), und sucht Euch einen Ausgleich. Man kann nicht mehrere Monate ohne Pause durch powern!

Ich hab ja auch immer ein bisschen mit Prüfungsangst, Angst zu Versagen und Co zu tun, und das Thema war vor allem in den letzten Wochen vor der Prüfung sehr präsent. Ich hab dann immer versucht, mich ein bisschen in die Realität zurückzuholen: Die Durchfallquoten sind sehr gering (vor allem unter denen, die zum ersten Mal an der Prüfung teilnehmen), sogar geringer als beim Physikum. Rein statistisch ist es also relativ unwahrscheinlich, durchzufallen, und es haben schon so viele vor uns geschafft! Nichtsdestotrotz habe ich mich (und mein Umfeld) doch sehr verrückt gemacht, und konnte die negativen Gedanken nur schwer abschalten. Am Ende muss man das wahrscheinlich akzeptieren, durchatmen, weitermachen, und das Ganze irgendwie hinter sich bringen.

Das 2. Staatsexamen auf einen Blick

– Schreibt Euch einen individuellen Lernplan mit ausreichend Puffer und plant Pausen fest ein!

– Verliert Euch nicht in kleinen Fächern! Ich habe in Patho und Augenheilkunde wirklich nicht gut gekreuzt, und das richtig zu Lernen hätte Tage gedauert. Lieber mehr Zeit in die großen Fächer investieren (Neuro, Infektiologie & Co) und in die „leichteren“ Fächer, die mit etwas Lernaufwand leichte Punkte bringen (Psychiatrie, Arbeitsmedizin).

– Wenn ein Thema gar nicht hängen bleiben will: Gibt es dazu vielleicht ein Meditricks-Video?

– Und noch als kleine Motivation: Das ist die letzte schriftliche Prüfung, die Ihr im Studium absolvieren müsst. Das letzte Mal kreuzen! Wuhu!

Falls noch Fragen offen geblieben sind, könnt Ihr diese gerne in den Kommentaren stellen oder mir eine Direktnachricht auf Instagram schreiben. Ich wünsche Euch auf jeden Fall ganz viel Glück, Erfolg und Durchhaltevermögen und verspreche Euch: Es lohnt sich! Das PJ hat mich auf jeden Fall ausreichend für alles entschädigt. Ihr schafft das!

 

 

 

 

 

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2 Gedanken zu „Das 2. Staatsexamen im Medizinstudium – mein Erfahrungsbericht zum M2

  1. Hi Jule,

    Vielen Dank für den tollen Beitrag. Mich würde noch interessieren, wie du das mit dem lernen dann genau gemacht hast. Hast du dir da alles nochmal aufgeschrieben von den Amboss Karten? Und kannst du da Anki empfehlen?

    1. Hey! Sehr guter Punkt, den werde ich mal fix noch in den Blogbeitrag aufnehmen. Anki habe ich nie benutzt, kann daher nicht viel sagen. Und aufgeschrieben habe ich mir auch nichts – aus Zeitgründen. Schreibe ich gleich nochmal ausführlicher in den Beitrag!

      Liebe Grüße, Jule 🙂

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