Herzensangelegenheit: Das Teddybärkrankenhaus an der Uni Leipzig

Teddybärkrankenhaus Uni Leipzig: Medizinstudium, medicine, study, student, leipzigIn der Mediziner-Erstiwoche der Universität Leipzig hat es Tradition, dass sich an einem Vormittag beim Brunch die verschiedenen AG’s der Uni vorstellen. Bereits an diesem Tag war ich begeistert vom „Teddybärkrankenhaus“, einem Projekt das Kindern die Angst vor dem Arztbesuch nehmen und außerdem über Themen wie den eigenen Körper auf kindgerechte Art und Weise aufklären will. Dafür gibt es unter anderem Hausbesuche, bei denen wir in Kitas bei unserer Teddybärsprechstunde die Kuscheltiere der Kinder versorgen und gemeinsam untersuchen und außerdem unser Sommerfest, das jedes Jahr im Sommer von uns veranstaltet wird. In diesem Artikel möchte ich euch ein bisschen mehr über das Teddybärkrankenhaus an der Uni Leipzig erzählen und außerdem von einem Seminar berichten, das wir im letzten Semester organisiert haben zum Thema „Mein Teddy hat Krebs“. Viel Spaß beim Lesen!

Das Teddybärkrankenhaus ist als Organisation bereits an sehr vielen deutschen Universitäten vertreten. Und auch wenn natürlich jede Uni das ein bisschen anders organisiert so ist doch das gemeinsame Ziel unseren Jüngsten die Angst zu nehmen, in dem wir mit Ihnen gemeinsam Ihre eigenen Kuscheltiere untersuchen – sie also selbst einmal in die Elternrolle schlüpfen dürfen. Gemeinsam hören wir mit einem Stethoskop das Herz der Kuscheltiere ab (besonders clevere Kids merken aber, wenn man wie ich gerne mit dem Finger auf die Membran klopft:D), schauen mit einem Otoskop in die Ohren und behandeln vor allem gebrochene Beine und Bauchschmerzen.

Außerdem gibt es beim Leipziger Sommerfest auch immer noch verschiedene Stationen mit Programm: Im Teddy-OP werden die Kids Zuschauer einer Operation, dürfen selbst auch OP-Haube und Mundschutz überziehen, können sich an einem eigens dafür hergestelltem Teddy selbstgenähte, herausnehmbare Stofforganen erforschen und bei unserer Blutstation auch einmal selbst „Blut abnehmen“. Mich hat dieses Projekt schon seit Anfang meines Studiums begeistert und mittlerweile bin ich bereits seit einem Jahr selbst im Orga-Team tätig.

Teddybärkrankenhaus an der Uni Leipzig: Medizinstudium, medicine, medical, student, medstudent, study

Im letzten Semester haben wir erstmalig ein Seminar organisiert, für uns, aber auch für unsere Kommilitonen und Interessierte aus allen Jahrgängen. Den Anlass dafür gab das Sommerfest selber bei dem man ab und an auch mal in folgende Situation kommt:

„Na, was hat Dein Teddy denn?“ – „Mein Teddy hat Krebs.“

Und dann sitzt man da, als Medizinstudent vielleicht grade erst im zweiten oder vierten Semester und weiß auch nicht so Recht, was man darauf antworten soll. Soll ich darauf eingehen? Wie ehrlich darf ich dabei sein? Und wie verstehen Kinder in verschiedenen Altersgruppen eigentlich Krankheit und Tod?

All das sind Fragen, auf die wir Antworten gesucht haben und aus diesem Grund  fand unser Seminar statt unter dem Thema „Mein Teddy hat Krebs – Wie erkläre ich Kindern Krankheit und Tod?“ Dazu haben wir Luise Küpper von der „Elternhilfe für krebskranke Kinder Leipzig e.V.“ eingeladen, die als Psychologin auf der pädiatrischen Hämatologie und Onkologie in der Uniklinik arbeitet. Sie hat uns nicht nur einige der Methoden vorgestellt, mit denen sie selbst versucht den Kindern die sie auf der Kinderonkologie betreut, Ihre Krankheit und den Krankenhausalltag näher zu bringen, sondern uns auch ausführlich erklärt, wie ein Kind – je nach Alter – den eigenen Körper und verschiedene Krankheiten erlebt und versteht.

Grundlage dafür bot Piagets Theorie der kognitiven Entwicklung, die sie gemeinsam mit uns auf die Krankheitsthematik zugeschnitten erarbeitet hat. Dabei wurde deutlich klar, dass Kinder eben keine „kleinen Erwachsenen“ sind, sondern besondere Bedürfnisse haben auf die eingegangen werden muss; so können Kinder in einem bestimmten Alter zum Beispiel noch nicht begreifen, dass sie nichts für ihre Krankheit können, sondern führen dies auf ihr eigenes Fehlverhalten zurück, was natürlich gemeinsam mit dem Kind aufgearbeitet werden muss.

Im Anschluss an den Vortrag durften wir uns die verschiedenen Bücher und Materialien ansehen, mit denen im Krankenhausalltag gearbeitet wird, haben unsere eigenen Erlebnisse besprochen und überlegt, wie man denn jetzt am Besten reagiert hätte.

„Mein Teddy hat Krebs.“ Und jetzt? Tatsächlich kann es helfen, einfach mal nachzufragen was das Kind denn über die Krankheit alles weiß und denkt. So kann man sich dem entsprechenden Wissensstand anpassen ohne zu viel zu sagen und ein Gespräch aufbauen. Und auch die Frage, wie man dem Teddy jetzt helfen kann, darf man ruhig erstmal an das Kind weitergeben: „Was denkst Du denn, wie Du Deinem Teddy helfen kannst?“ Dabei stehen vor allem Dinge wie Vorlesen, kuscheln, Spiele spielen und Zeit mit dem Teddy verbringen im Vordergrund, eben alles Dinge, die das Kind auch tun kann wenn jemand im eigenen Umfeld an Krebs erkrankt ist; meist liegt hier nämlich auch die Ursache für Antworten wie „Mein Teddy hat Krebs“, im eigenen Umfeld des Kindes und den persönlichen Erfahrungen.

Ich persönlich konnte auf jeden Fall sehr viel aus dem Seminar ziehen für mein nächstes Mal als Teddybärärztin beim Sommerfest, und möchte alle an dieser Stelle ermutigen, die gerne mit Kindern arbeiten und sich auch vorstellen können, einmal in die Rolle des Teddyarztes zu schlüpfen: Traut euch, die Arbeit beim Teddybärkrankenhaus in Leipzig macht unglaublich viel Spaß, was gibt es schließlich schöner als leuchtende Kinderaugen? In den meisten Städten ist das Teddybärkrankenhaus bereits vertreten und ich bin sicher, genau wie wir werden immer fleissige Helfer und Leute für das Orga-Team gesucht. Falls ich euer Interesse wecken konnte, findet Ihr hier mehr Infos und Kontaktmöglichkeiten: Teddybärkrankenhaus Ich kann das Projekt nur jedem ans Herz legen, der gerne mit Kindern arbeitet oder später vielleicht auch wie ich in die Pädiatrie möchte: Es erinnert mich immer daran, warum ich eigentlich Medizin studiere.

Eure Jule Unterschrift

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